"Classic Design“ FCI
Züchterin: Ruth E. Meissner
Auszüge des Artikels im PIN, Ausgabe 4/08
Erzählen Sie uns Ihre Geschichte, wie sie auf den Pudel gekommen sind und was sie dazu gebracht hat, diese tolle Rasse zu züchten!
Hunde unterschiedlicher Rassen begleiten mich bereits seit fast 30 Jahren. Wir hatten immer mindestens einen Hund, aber nur „einfach so“... als Familienmitglied und Spielgefährten für die Kinder, als Sportkamerad und Schmuseopfer. Zuletzt war es eine wundervolle altdeutsche Schäferhündin, die nur einen Nachteil hatte: sie haarte stark. Als sie mit 11 Jahren über die Regenbogenbrücke ging, stand für uns fest: der nächste Hund sollte möglichst wenig haaren. Da lag dann die Wahl eines Pudels nahe. Normalerweise sollte man denken, nach einem Schäferhund ist eher ein Großpudel auf dem Wunschzettel. Das wäre eigentlich auch so gewesen, aber zu der Zeit gab es in drei Stunden Umkreis nur einen Wurf Welpen. Zu allem Überfluss auch noch ZWERGpudelwelpen!
Wir fuhren trotzdem hin und waren sofort bezaubert von der Intelligenz, Anmut und Sportlichkeit dieser Rasse. Unsere Befürchtung, ein Zwergpudel sei „kein richtiger Hund“, erwies sich als völlig unbegründet. Und so zog unser erster Zwergpudel bei uns ein.Freunde fragten schon oft naserümpfend „Was??? Ihr wollt einen PUDEL??? Ihr hattet doch einen HUND!“ Aber das Pudelchen eroberte alle Herzen im Sturm. Weil wir so fasziniert von dem kleinen Kerl waren und er so gern mit anderen Hunden herum tobte, beschlossen wir, dass noch ein zweiter Pudeljunge als Spielgefährte bei uns einziehen sollte. Das war dann unser Jocko (Uno bello Ricki Martin), diesmal ein brauner Zwerg, weil uns die Farbe so gut gefiel.
Und dann kam es, wie es kommen musste. Die Pudelitis hatte uns infiziert. Wir lernten innerhalb kurzer Zeit eine Menge über diese Rasse und waren immer mehr überzeugt, dass wir die richtige Wahl getroffen hatten. Mit dem zunehmenden Fachwissen entstand der Wunsch aktiv ins Zuchtgeschehen ein zu greifen und dazu beizutragen, die Rassemerkmale eines Zwergpudels zu erhalten und -womöglich- noch zu verbessern. So entschieden wir uns eine Hündin mit hinzu zu nehmen und Pica (Of lovely Children Phantomens Picadilly Lilly goes to Pemfling) zog bei uns in Pemfling ein.
Zuvor hatte ich mich intensiv mit Ahnentafeln und braunen Linien beschäftigt und für mich stand fest: dies ist genau DIE Hündin, auf der ich meine Zucht aufbauen möchte. Sie vereint neben interessanten Blutlinien, Charme und Selbstbewusstsein mit bezauberndem Aussehen, viel „Körper“, üppige Wolle... Schlicht und einfach: Eine Traumhündin in jeder Beziehung! Nun ging es an die Vorbereitungen für eine eigene Zuchtstätte.
Wie sind sie auf Ihren Zwingernamen gekommen?
Wir überlegten, was wir mit dem Namen ausdrücken wollen. Nachdem wir inzwischen international auf Ausstellungen unterwegs waren, sollte es ein Name sein, der auch für Ausländer auszusprechen ist. Er sollte das Edle und Elegante am Pudel ausdrücken und gleichzeitig unsere Vorliebe für die klassischen Farben schwarz-weiß-braun. Nach langem Überlegen entstand „Classic Design“ und wir sind sehr glücklich, dass dieser unser Wunschname noch nicht vergeben war und wir ihn international schützen lassen konnten.
Frau Meissner, oft sieht man sie auf Ausstellung. Was war bisher ihr größter Erfolg, und finden Sie es wichtig Ihre Hunde auf Ausstellungen zu zeigen?
Unser zweifellos größter Erfolg war der grandiose Doppelerfolg auf der österreichischen Bundessieger-Ausstellung in Tulln, wo Oskar den Titel Bundessieger 08 bekam
und Jocko Bundesjugendsieger 08 wurde.
Gleichzeitig qualifizierten sich beide für die Crufts im März 09. Das ist die weltgrößte Hundeausstellung und findet alljährlich in England statt.
Begonnen haben wir mit der Ausstellerei mehr aus einer Laune heraus. Als unser erster Pudel so ca. ein Jahr alt war, beschlossen wir, ihn einmal auszustellen, um zu sehen, ob er denn so ungefähr dem Standard entspräche.... tja... und ein V1 mit Klub- und VDH-CAC brachte uns „Greenhorns“ auf den Geschmack. Mittlerweile ist er PZV Jugendchampion, Deutscher Champion VDH, österr. Champion und Bundessieger Tulln 08 und „arbeitet“ am Internationalen Champion. Dafür hat er bereits 6 CACIB aus drei Ländern gesammelt. Wichtig finde ich an Ausstellungen, dass Züchter aus ganz Deutschland, oder sogar aus ganz Europa dort die Möglichkeit haben, sich zu treffen, ihre Hunde zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen.... Wenn wir auf Dauer nicht Inzucht betreiben wollen, dann ist es unabdingbar, dass wir Züchter immer wieder andere „frische“ Blutlinien einkreuzen. Natürlich kann man seine Informationen über passende Deckrüden auch im Internet oder in Zuchtbüchern finden, aber dort kann man nicht sehen, wie der Hund sich bewegt, was er für ein Wesen hat, kann ihn nicht „persönlich“ kennen lernen. Und manch Hündinnenbesitzer war schon schwer enttäuscht, wenn er den Deckrüden seiner Wahl dann leibhaftig vor sich sah und der so gar nicht der Vorstellung entsprach.
Was gefällt Ihnen an Zwergpudeln der Farbe braun und schwarz besonders und warum gerade diese Pudelgröße? Wie kamen Sie auf diesen Farbschlag und was gefällt Ihnen gerade daran!
Wie bereits erwähnt, war es zuerst reiner Zufall, das wir einen schwarzen Zwerg bekamen. Im Nachhinein bin ich aber sehr froh über diesen Zufall. Zuerst mal zur Farbe: Es ist sicher allgemein bekannt, dass sich unsere Pudel nicht nur optisch unterscheiden... die verschiedenen Farben unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Fellbeschaffenheit. Dabei ist der schwarze Pudel in meinen Augen der unkomplizierteste. Er hat ein offen-freies Wesen und ist eine wahre Frohnatur. Sein üppig, lockiges Fell ist robust und verfilzt deshalb nicht so leicht. Ganz gleich, ob wir mit ihm durch den Wald oder über Wiesen tollen - sein schwarzes Haarkleid schaut selten wirklich verschmutzt aus. Ähnlich ist es auch bei den braunen Pudeln. Die „Braunbären“ haben zudem meist noch eine doppelte Portion Temperament abbekommen. Allerdings ist ein brauner Pudel noch in anderer Hinsicht etwas Besonderes. Die braune Farbe wird rezessiv vererbt, was bedeutet, dass sie naturgemäß seltener vorkommt. Und da die Anlage für Braun oft über Generationen hin vorhanden ist, ohne dass je ein brauner Welpe geboren wird, ist es manchmal schwer, die Qualität des Brauns zu beurteilen. Die Folge ist, dass braune Pudel zum Teil relativ schnell aufhellen und dann fast silbrig wirken oder eine Art „Café au lait – Farbe“ entwickeln. Darüber sollte man sich im Klaren sein, bevor man sich einen braunen Pudel ins Haus holt. Wer es allerdings liebt, einen sehr temperamentvollen, unternehmungslustigen, intelligenten Hund um sich zu haben, der schaut auch gerne über eine mögliche Farbaufhellung des Haarkleides hinweg und entscheidet sich für eine, in jeder Hinsicht, ganz besondere Art des Pudels. Das wußte auch der Stargeiger André Rieu und holte sich einen Pudel - natürlich einen BRAUNEN Pudel - in sein Haus.
Die Größe "Zwerg" finde ich persönlich auch optimal. Ein Zwerg ist einfach "platzsparend" und dennoch vereint er in sich alle Merkmale eines "richtigen" Hundes.
Er ist leicht in jedem Auto unterzubringen, auch Bahn- und Flugreisen, Hotel- und Restaurantbesuche sind einfacher, als mit einem größeren Hund.
Man kann so einen Zwergpudel notfalls problemlos "mal unter den Arm klemmen", ihn auch einem Kind oder alten Menschen an die Leine geben oder ihn einfach auf den Schoß nehmen und kuscheln.
Gleichzeitig sind Zwerge aber noch relativ robuste Hunde, die man gut mit Kindern oder anderen Hunden toben lassen kann. Bei einem winzigen Toy muss man da viel vorsichtiger sein.
In Ihren Zwinger soll bald der erste Zwergpudelwurf gezüchtet werden. Welche Gedanken haben Sie sich für Ihre Zucht gemacht und unter welchen Gesichtpunkt haben Sie sich einen Deckrüden ausgesucht?
Meine Welpen sollen in erster Linie gesund sein, weshalb für mich auch nur gengetestete Elterntiere in Frage kommen. Bei der Braunzucht gehen meine Bestrebungen dahin, möglichst farbstabile Braune zu züchten. Genauso wichtig, wie Gesundheit, finde ich aber ein fröhliches, unkompliziertes Wesen.
Das versuche ich aber nicht nur durch die richtige Auswahl der Elterntiere zu erreichen, sondern auch durch eine bestmögliche Sozialisierung und Prägung der Welpen. Bei uns gibt es keinen Zwinger, sondern die Welpen wachsen mit uns in Haus und Garten auf und lernen Kinder, andere Hunde und Katzen kennen.
Pudel züchten ist auch oft mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden. Vor allem immer den richtigen Platz für seine Pudelkinder zu finden! Wie stellen Sie sich ein gutes zu Hause für einen Ihrer Welpen vor?
Das ist vielleicht das Schwierigste überhaupt. Bei der Auswahl der Elterntiere hat man monatelang Zeit, aber einen Welpen soll man dann oft schon nach ein oder zwei Stunden Gespräch seinem neuen Besitzer übergeben. Ich würde eine frühzeitige Kontaktaufnahme sehr begrüßen, damit Züchter und Welpenkäufer sich in Ruhe kennen lernen und Vertrauen aufbauen können. Ob jemand dann allerdings mit dem Welpen Agility oder sonst einen Hundesport machen möchte, mit ihm auf Ausstellungen gehen, ihn als Therapiehund ausbilden möchte, oder einfach einen guten Kameraden sucht und mit dem Hund im Park spazieren geht, sehe ich nicht als Auswahlkriterium an. Die Hauptsache ist, die zukünftigen Besitzer machen überhaupt etwas mit ihrem Pudelchen. Denn DAS sollte jedem klar sein: unsere Pudel sind sehr intelligent und möchten gerne gefordert und gefördert werden, allerdings sind sie auch sehr anpassungsfähig und passen von daher in eine lebhafte Familie mit Kindern genauso gut, wie zu einem noch rüstigen Senior. Schön wäre es natürlich, wenn die zukünftigen "Hundeeltern" bereits Erfahrung in der Hunde- oder sogar Pudelhaltung hätten - wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm. Dann stehe ich als Züchter selbstverständlich gern mit Rat und Tat zur Seite, damit "meine Babies" ein ganzes Hundeleben lang glücklich mit ihren neuen "Eltern" werden und umgekehrt natürlich auch.